If you want to be happy for a day – drink.
If you want to be happy for a year – marry.
If you want to be happy for a lifetime – ride a BMW.
So viele Gedanken habe ich mir nicht gemacht, als ich zufällig nach dem Verkauf meines ersten Motorrads – einer Yamaha XS650 – zum ersten Mal eine luftgekühlte BMW ernsthaft wahrgenommen habe. Kein Instagram, kein Facebook, einfach zufällig in einer BMW Niederlassung. Boxermotoren fand ich schon durch meinen Käfer immer schön und so hat mich diese umgebaute R-irgendwas sofort angesprochen. Zuhause das Internet durchwühlt und langsam verstanden was ich da auf dem Podest des Händlers gesehen habe. Erstmal stand der Umzug nach England an.
„Whoops ich bin im Königreich, habe Internet und Zeit“…und eine BMW die mir nicht aus dem Kopf geht. Google. „Ah die sind hier sogar günstiger als in Deutschland“ „Ach im Nachbarort steht eine bei Ebay zur Auktion“
Machen wir es kurz: R100RS im brauchbaren aber nicht sonderlich gepflegten Zustand. Viele Vorbesitzer deren Letzter vor mir hatte viele BSA und Norton und wollte mit seinen Kumpels eine doch nicht stattfindende Europatour machen – daher brauchte er etwas zuverlässiges .
Folgend war Zeit für ein bisschen Wartung, 30km Probefahrt, das Kennenlernen der Zulassungsmodalitäten im Ausland und Planung der Überführung nach Deutschland. Die Oma schlägt mir Speditionen vor. Meine Antwort: „Soll ich meinen Enkeln erzählen wie toll ich ein Motorrad per Spedition transportiert habe?“ Der Zeitplan war eng und so beglückten mich Zündungsprobleme eine Woche vor der erforderlichen Abfahrt. Mit „einmal-alles-neu“ war ich startklar. Nicht meine Art, aber der Zeitplan ließ nichts anderes zu.
Tag der Abfahrt: Anreise bis Brighton zwei Stunden, Puffer bis Abfahrt Fähre sieben Stunden. Wenn es sein muss schiebe ich das Ding von der Insel.
Ankunft in Brighton, natürlich problemlos und nur circa 6,75 Stunden vor der Abfahrt der Fähre. Ich war nicht allein zu früh und hatte die Gelegenheit einen zahnlosen volltätowierten Briten mit Fahrrad und ein französisches Pärchen kennen zu lernen – auf einer weißen /6 BMW. Aber wie das so ist mit den Monolingulisten glaube ich verstanden zu haben, dass das Motorrad seinem Vater gehörte, er es restauriert hat und nun auf erster großer Fahrt war. Nach diesem kurzen Gespräch widmete ich meine Aufmerksamkeit dem Briten – Typ: Your Mama warned you – der mit dem Fahrrad ohne Geld und ohne Kenntnisse der französischen Sprache auf dem Weg nach Südfrankreich war.
Ankunft in Dieppe um 4:30 morgens, Nieselregen, nicht geschlafen, dafür Bier getrunken – und reichlich davon. Die Pfund müssen schließlich weg. Die BMW springt an: Abfahrt.
Die vorher im Internet recherchierten potentiellen Schlafplätze an der Küste findet man aus dem Gedächtnis und im Dunkeln doch erstaunlich schlecht. Irgendwann reißt der Geduldsfaden und ich fahre rechts ran, nehme meinen Schlafsack und laufe ein paar Meter. Es wird eine kurze, feuchte und wenig erholsame Nacht der Düne. Der morgendliche Start der BMW dauert lang – zu lang für die Batterie. Über die Jahre lernte ich, dass manchmal ein Schwimmer hängt – 2012 war mir das ein Geheimnis und es heißt Schieben zum nächsten Campingplatz, um Strom betteln, Ladegerät anschließen und Croissant essen. Es nieselt immer noch – garniert mit einem schönen böigen Wind. Nach Croissant Nummer 2 und Kaffee Nummer 3 wird ersichtlich: Mit diesem Ladegerät sitze ich heute Abend immer noch hier.
Planänderung: Schulkenntnisse aktivieren und nach Landsmännern auf dem Campingplatz fragen. Vielleicht haben die mehr Equipment. „Est-ce qu’il ya des allemands sur le camping?“ „Oui“. Ich klopfe morgen vor 8 Uhr an einer Wohnmobiltür und ein Männlein im Schalke Jogginganzug macht auf. Mit diesem Anblick sehe ich alle Hoffnung schwinden. Ich frage trotzdem nach einem Überbrückungskabel. Das Männlein hat keines – aber das Männlein spricht überraschend gut Französisch und ist jedes Jahr hier. Man kennt sich. Drei Wohnmobiltüren später hat Jaques gewusst, dass Pascal vielleicht, aber Pierre auf jeden Fall eines haben muss. Minuten danachlaufen drei französische und ein Schalker Rentner zügig voran – ich bin nur noch Deko. Der Ehrgeiz der Rentner vor dem Frühstück ist geweckt. Ein Traktor hinter dichtem Gebüsch wird gestartet, ein R5 damit überbrückt und aus dem dichten Gebüsch zur BMW gefahren. Die BMW wird gestartet – mein Anteil: Ich darf zeigen wo Plus und wo Minus an der Batterie ist. BMW läuft. Die Rentner und ich sind glücklich. Ich bedanke mich brav, packe mein Gerümpel zusammen und stelle mich dem Nieselregen. Jetzt bloß nicht abwürgen.
Auf geht’s nach Osten! Navigationstools sind startklar und bestehen aus einem 3£ Kompass von Ebay und zwei Karten für Nordfrankreich im praktischen Generalfeldmarschallformat von AA. Aufgrund des anhaltend wunderschönen Wetters fahre ich nach Kompass und lasse die Karten in der Jacke. Nach zwei Umrundungen von Rouen stelle ich fest, dass die Anbringung am Tank mein Physikwissen aus der fünften Klasse nachgewiesen hat – Stahltank halt.
So langsam groovt es sich ein mit diesem Motorrad Fahren. Es geht irgendwie und irgendwo lang durch die Landschaft nach Beauvais und Compiègne. Das Wetter klart auf und alte Autos fahren Richtung Compiègne zum Oldtimertreffen. Ich spare mir das Event und esse nur ein Eis an der Oise und fahre weiter.
Es wird Nachmittag, das Wetter ist unbeständig und ich beschließe diesmal vielleicht nicht draußen zu schlafen. Dem nächstbesten Schild in Richtung einer Unterkunft wird in die Berge gefolgt. Die Schilder enden, die Straße nicht und eine Unterkunft ist nicht in Sicht. Im nächsten Ort erspähe ich eine Unterkunft. Das Prädikat „Guide Michelin“ auf der außen hängenden Speisekarte spricht aber doch eindeutig für meinen Schlafsack unter einem Baum. Während ich geistig meine Bilanzen überprüfe und überlege welches Werkzeug oder Fähigkeiten ich zum Tausch anbieten könnte, höre ich in feinstem Englisch: X L P 7 8 4 S – mein Kennzeichen – vorgelesen von einem älteren Herrn. Es beginnt Smalltalk, welcher Reiseziel und Herkunft beinhalten und die Frage, ob ich ein Zimmer bräuchte. Er kenne den Wirt und bekomme bestimmt einen guten Preis denn sie hatten gerad ein Fest hier. Zehn Minuten später beziehe ich mein Zimmer zum guten Preis – jedoch ohne die junge Dame, die mir der Brite noch vermitteln wollte. Nüchtern waren in diesem Bild auch nur der Wirt und ich. Beim Wirt bin ich mir nicht sicher.
Guter Schlaf, ein hervorragendes Frühstück und eine vorsichtshalber frisch geladene Batterie bringen mich wieder auf die Straße. Es folgen Soissons, die Champagne, Reims und Verdun. Das Wetter ist passend zur Historie.
Man beachte, dass ich die Motorradkleidung passend zu Fahrerfahrung und Navigations- sowie Gepäckequipment gewählt habe. War aber auch irgendwie egal. Weiter geht es rund um Metz und sogar die Klamotten trocknen wieder. Ein Kriegsdenkmal folgt dem Nächsten, die Route entscheide ich weiterhin per Kompass. Der Rhein kann nicht mehr weit sein, Hunger treibt mich an und so wird bei der Navigtion geschlampt. Kurzer Blick auf die Karte, aber merken kann man sich eh nur die maximal nächsten zwei Orte. Danach geht es im Blindflug weiter, eine Rheinbrücke ist geschlossen und ich ahne, dass hier etwas ehr Sorgfalt Sinn gemacht hätte. Ich finde ich mich auf Schotterwegen wieder oder auch auf Bauernhöfen und die Quittung folgt auf dem Fuße.
Noch einmal nass bis auf die Buchse, halbwegs angetrocknet über die Grenze um dann wenige Kilometer vor dem Ziel in Karlsruhe noch den Regen des Todes abzubekommen. Es ist spät, mir ist kalt und 14 Stunden Fahrt liegen hinter mir – der American Diner in Durlach rettet mich. Am kommenden Tag: Eitel Sonnenschein und easy nach Stuttgart fahren. Die BMW hat’s geschafft und ich kann die Route bis heute nicht nachvollziehen. Passt so – geht raus und verfahrt euch!
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