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Basquifornia Dreaming: Wheels & Waves 2013

Posted on 27. August 2013
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Erinnert Ihr euch noch an diese Zeit, wenn man völlig unbelastet in eine neue Szene eintaucht, alles aufsaugt und sich unvoreingenommen begeistern lässt? Ich erinnere mich noch genau daran. Die BMW stand frisch in der Garage, ich war immer noch auf einer Insel in der Nordsee gefangen und ich saugte alles auf, was diese Motorradwelt da draußen zu bieten hatte. Ich hatte zwar vorher auch Motorräder, aber da gab es für mich keine Welt dahinter außer dass sie mich von A nach B bringen sollten. Der Schlüsselmoment war das Video „Riding September“ von Blitz Motorcycles. Ich beschloß: Das ist der neue heiße Scheiss.

Die Mitteilung, dass es ein „Wheels & Waves“ in Biarritz geben sollte kam auch bei uns an. 2012 – das erste Jahr und wir waren dabei … naja fast dabei. Es stand einfach einen Monat zu spät im Kalender. Falsch eingetragen, Karma, Shit. Sonst wären wir einfach straight mit dem Auto da runter gefahren, Mopeds angucken, Cappuchino trinken und wieder heim. Dafür wurde es umso klarer: nächstes Jahr sind wir dabei – mit Motorrad.

Das Team fand sich wie folgt zusammen: eine weiße BMW, eine schwarze BMW und ein Fontanagrauer Käfer. Die weiße ist bekannt, die schwarze wurde eine Woche vor Abfahrt erworben und befand sich selbstredend im fraglichen Zustand. Eine Probefahrt auf dem Hof des Verkäufers bis in den zweiten Gang musste reichen, die Anmeldung übernahmen Familienmitglieder und pünktlich Donnerstag Abend wurden Schlafsack und Kennzeichen montiert. Der Käfer war besetzt mit Fahrer und Navigator – warum die zwei eigentlich mitgekommen sind entzieht sich meiner Erinnerung, aber es erwies sich als äußerst nützlich für uns Motorradfahrer.

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Jetzt geht’s aber mal los. Erste Etappe: Stuttgart – Genf. Familienmitglieder gewähren uns Unterkunft und Verpflegung. Nicht zu empfehlen: Landstrassen durch die Schweiz fahren – Ortsschild, Tempolimit oder Kreisverkehr in einer nicht enden wollenden Reihenfolge. Am kommenden Tag fahren wir durch die verregneten Alpen, grooven uns langsam ein und werden direkt von Cops interviewt. Wir haben eine Gopro dabei und leeren unsere voll gelaufenen Stiefel an einem sonnigen Platz neben der Straße. Das sieht für Polizist Jaques direkt nach Ghostrider, Rennveranstaltung oder mindestens mal irgendwie verdächtig aus. Jaques ist cool, versteht kein Wort unseres Schulfranzösisch und sieht ein – der Tag hält noch mehr Zeit für Pastis bereit wenn er uns einfach in Ruhe lässt. Wir fühlen uns schon wie richtige Haudegen.

Jetzt können wir auch endlich unser Prozedere für die nächsten Tage üben: Käfer ausladen, Zelt aufbauen, Essen zubereiten, versuchen eine bequeme Schlafposition zu finden und uns gegenseitig Gruselgeschichten erzählen. Morgens dann wieder rückwärts kurz bevor sich die Reisegruppe teilt in: glücklich (Badehose, Radio, Heizung an, Bier trinken) und mediumglücklich (klamme Stiefel, klamme Hose, erschöpft, Windgeräusche). Die Mediumglücklichen fahren immerhin ohne Gepäck und mit einem externen Navi, dass nur 12 Dosenbier am Tag verbraucht und aus dem Fenster schreit.

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Wir eiern in den kommenden Tagen von Grenoble am Vercors vorbei Richtung Cevennen und dann passiert es. Es ist Mittag und die Sonne scheint ohne Gnade auf das Dörfchen Saint-Bauzille-de-Putois. Kirchenglocken läuten und die Kinder spielen im Schatten der Olivenbäume. Die weiße BMW geht unvermittelt aus. Der Druck auf den Anlasserknopf vermag nicht viel zu bewirken, außer dass der Anlasser seine Höchstdrehzahl vorführt. Das Team hält zusammen und stellt fest: Sprit da, Funke nicht. Und das einzige Teil, dass nicht original von BMW ist sondern aus einer windschiefen und bestimmt klammen Garage in England stammt: Die elektronische Zündung. Fuck.

Das Telefon glüht: Der ADAC empfiehlt Werkstattaufenthalte, der Hersteller der Zündung in England hat noch nie von solch einem Verhalten gehört und in der Wheels & Waves Facebookgruppe gibt es Hoffnung – aber 200km weit weg. Wir versuchen irgendeinen Weg zu finden Ersatzteile, Neuteile oder einfach nur einen Motorradheimtransport zu bekommen. Nichts funktioniert, aber nach Pizza und Eis gibt diese Box voller black Magic plötzlich Funken von sich. Warum? Egal. Anziehen, weiterfahren. Am nächsten Kreisverkehr stehen wir wieder gemeinsam ohne Funken. Es scheint, dass der das Zündung über dem Eisenklumpen namens Motor einfach zu warm wird. Die Verlegung nach außen an die frische Luft ist die einzige Option – was die Kabellängen halt so hergeben. Wir kämpfen uns in der frühabendlichen Kühle bis ans Meer. Der Fahrplan für die nächsten Tage sagt: früh aufstehen und ggf. mittags neben einem gestrandeten Motorrad sitzen und abends wieder fahren. Das könnte noch richtig zäh werden bis Biarritz.

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Wir sind smart und fahren erstmal in alpine Gefilde nach Andorra, tanken billig und spielen im Schnee. In den kommen Tagen hat Thor ein Einsehen und schickt uns Regen und Nebel für die Fahrt durch die schönen Pyrenäen – die Zündung funktioniert tadellos. In einem Bergdorf der Pyrenäen nahe Lourdes kommt es zum nächsten Höhepunkt. Die schwarze BMW und Fahrer werden verdiente Mitglieder im 1000 Mile Club – und das nach nur 5 Tagen.

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Unser eigentliches Ziel kommt langsam in greifbare Nähe: Der Leuchtturm in Biarritz, Sonne und ein Hotel mit Bett und Dusche. Schon am Abend vor dem Event lernen wir die ersten Irren am Leuchtturm kennen und werden freundlichen aufgenommen. Der erste Abend startet in einer kleinen Kunstgalerie mit Sushi-Häppchen, Freibier und einem komplett zugeparkten Wohngebiet der eher hochpreisigen Kategorie. Alle sind relaxt – sogar die Nachbarn, die nicht mehr mit dem Auto von oder zum Haus kommen. Ab jetzt sind wir vier ziemlich fasziniert von Biarritz und den Basken. Das Event ist gemütlich, die Organisation gibt sich größte Mühe – habt Ihr schon mal ein Lunchpaket für eine gemeinsame Ausfahrt bekommen? Und falls ja waren sicher Käse und Brot wesentlich schlechter als das, was die Southsiders hier geschmiert haben. Wir finden neue Freunde von Portugal bis Norddeutschland, trinken Bier, essen noch mehr Leckeres aus der Region und bewundern den schlechten Leerlauf der Motorräder nach 22:00 Uhr und vor allem über das Fehlen jeglicher Idioten oder gar Polizei. Biarritz & Wheels & Waves – wir sind verliebt. Die Ausfahrt am Samstag führt uns auf den schönsten Kleckerstraßen durch die Berge und die baskische Pampa bis nach Getaria und entlang der Küste zurück. Jetzt ist es endgültig besiegelt. Wir sind nicht zum letzten Mal hier. Das Grinsen ist jedem ins Gesicht betoniert. Am Sonntag noch zum Surf Contest und Traumfrühstück ins Beach House. Wir versumpfen, sitzen noch am Nachmittag dort und wollen nicht mehr weg.

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Wir mussten, denn der Weg nach Hause war noch lang. Nach einem letzten Abend am Meer in St. Girons ritten wir los Richtung Auvergne. Und wir ritten genau vor einer massiven Schlechtwetterfront her. Mehrfach am Tag spielten wir das gleiche Spiel: Teures Internet an, Wetterbericht quälend langsam auf dem Handy checken, Ernüchterung, aufsatteln und vollgas weiter Richtung Osten. Irgendwann kurz vor der Dämmerung stranden wir an einem Camping Municipal in einem kleinen Ort. Wir wiederholen den Wettercheck und es folgt ein Gespräch, dass keiner von uns vier vergessen wird. Es beinhaltet Motorrad fahren, den Charme der Nacht, eine Bushaltestelle, Schlafsäcke und pure Verwegenheit. Die wesentlich erwachseneren Agumente werden zerschmettert mit: „Du bist alt geworden. Alt und bequem“. Die Demokratie siegt und das Gespräch wird beendet mit: „Wir können uns nicht dümmer stellen als wir sind“ und wir bauen das Zelt auf. Pünktlich beim Einschlagen des letztes Herings fängt es an zu regnen und der Bürgermeister besucht uns. Er informiert, dass wegen der akute Unwetterwarnungen die Sporthalle nebenan für uns aufgeschlossen ist, falls es zu wild wird. Im immer heftiger werdenden Regen schaffen wir noch ein Brot und sehen zu wie ein Fuchs uns die Wurst klaut. Nachts macht keiner ein Auge zu. Es gewittert, die Zuordnung von Blitz zu Donner um die Entfernung schätzen zu können ist unmöglich, da man einfach nicht weiß welcher Blitz zu welchem Donner gehört. Am Morgen fahren wir im schönsten Sonnenschein weiter Richtung Vichy und Vogesen – mit einem klitzekleinen Stop in einem der unendlichen vielen Brocante Läden. Bestimmt gibt es hier tolles für das heimische Antiquariat. Wir machen uns gegenseitig tolle Geschenke und fahren nach Hause.

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Wheels & Waves, Biarritz, das Baskenland und generell Frankreich auf kleinen Straßen hat uns umgehauen. Wir sind nächstes Jahr wieder da!

www.peterheck.de

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